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Was machen Filmschaffende in Kriegszeiten? Der Strom ist knapp, Soldaten und Soldatinnen werden gebraucht – und trotzdem haben einige ukrainische Regisseure den komplizierten und gefährlichen Weg aus Kiew auf sich genommen, um zum Filmfest nach Cottbus zu kommen. Hier gibt es dieses Jahr einen Ukraine-Schwerpunkt. Wir fragen die ukrainischen Filmemacher, ob und wie sie in Kriegszeiten überhaupt noch Filme produzieren können.
Der junge ukrainische Dokumentarfilmer Kornii Hrytsiuk ist vor einer Woche aus Kiew mit dem Zug über Warschau und Berlin nach Cottbus gekommen. Er ist in der Jury des Filmfestivals.
Kornii Hrytsiuk, ukrainischer Dokumentarfilmer
"Ich bekomme weiter die Warnungen vor Luftangriffen in Kiew auf das Handy,, und meine Freunde haben mir vor ein paar Tagen von neuen Bombenangriffen und Explosionen geschrieben, aber ich bin hier im fantastischen Deutschland und schaue hier Filme, trinke Bier und verstehe gar nicht, wo ich eigentlich bin."
Der ukrainische Regisseur Taras Dron bleibt nicht mal für ein Bier in Cottbus - er ist nur für einen Tag gekommen, um seinen Film zu zeigen.
Taras Dron, ukrainischer Filmregisseur
"Ich bin nur unterwegs, ständig auf Achse. Heute in Cottbus, morgen geht es zurück in die Ukraine, dann mit dem Auto nach Polen und zurück in die Ukraine und dann Übermorgen wieder nach Berlin. Ich organisiere Autos, Schutzhelme, Medizin. Die wir dann zu meinen Freunde bringen, Schauspieler oder Produzenten. Viele aus der Kultur aus der Filmszene kämpfen jetzt an der Front."
Taras Dron bringt dann die Sachen direkt an die Front. Auch in seinem Spielfilm "Blindfold" erzählt er vom Krieg. Vor vier Jahren gedreht - geht es um die Kämpfe in den 2014 von Separatisten besetzten Gebieten im Osten der Ukraine. Der Freund der Martial Art Kämpferin Yulia war Soldat und wird vermisst. Jetzt ist sie eine Heldenwitwe, will aber lieber ihr eigenes Leben weiterleben. Damals dachte Taras Dron, dass dieser Konflikt bald vorbei sei - es kam ganz anders.
Taras Dron, ukrainischer Filmregisseur
"In "Bilndfold" geht es um posttraumatische Belastungsstörungen. Der Film soll den Menschen helfen, mit dem Tod von Freunden, Ehemännern, Vätern und Schwestern umzugehen."
Kornii Hrytsiuk zeigt einen DokumentarfFilm auf dem Festival: auch der erzählt von dem Krieg der Separatisten im Donbass und Luhansk. Er selbst kommt aus Donezk und um seine Oma und Tante dort zu besuchen, ist er immer wieder mit dem Zug von Kiew an die damalige Frontlinie gefahren. Und mit den Menschen in diesem speziellen Zug spricht er in seinem Film.
Filmausschnitt, Frau in Abteil
"Wir wollen, Frieden, Frieden und nur Frieden."
- "Es wird keinen Frieden geben."
Kornii Hrytsiuk, ukrainischer Dokumentarfilmer
"Es ist mir wichtig, dem deutschen Publikum zu zeigen, wie der Krieg begann, er begann nicht im Februar, sondern vor 8 Jahren auf der Krim und dann im Donbas. Und für mich ist es wichtig, den Film hier zu präsentieren. Ich denke, durch unsere Kultur können wir versuchen, auch mehr Unterstützung für die Ukraine zu bekommen. Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir immer noch leben, dass wir immer noch Filme machen und kreativ sind."
Für Kornii Hrytsuik ist seine Arbeit in der Jury also auch Teil seines Kampfes für sein Land. Zu beginn des Krieges hat er sich gleich freiwillig zur Armee gemeldet, ist aber bisher nicht eingezogen worden. Am Anfang konnte er auch gar nicht mehr arbeiten - jetzt aber hat er das Filmemachen wiederentdeckt.
Kornii Hrytsiuk, ukrainischer Dokumentarfilmer
"Unsere echten Kämpfer sind die Soldaten, aber wenn Du nicht in der Armee bist, dann machst Du eben etwas im zivilen Leben und hilfst damit, aber vielleicht wirst du doch irgendwann zur Armee gezogen, das ist gerade die Realität für Ukrainer."
Taras Dron, ukrainischer Filmregisseur
"Ich glaube an mein Land, ich glaube an mich und ich liebe meinen Job, ob es nr Drehbücher schreiben oder Regie führen ist. Das gibt mir Kraft."
Trotz allem: Beide arbeiten gerade wieder an neuen Filmen.
Autorin: Nathalie Daiber