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Der Sozialismus wollte die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern beenden. Frauen waren offiziell gleichberechtigt. Eine Reihe mit osteuropäischen und DDR-Filmen beleuchtet beim Filmfest Cottbus die Rolle der Frauen im Film. Von der Staatspropaganda, über kritische Dokumentationen bis hin zur Suche nach einer neuen Frauenrolle nach den sozialen und politischen Umbrüchen der 1990er Jahre.
"Allein wirst Du es nie schaffen. Ohne mich bist du wie ein Knödel ohne Füllung."
Das ist die Botschaft für die junge Zelma, die in der Sowjetunion aufwächst. Dieser originelle Animationsfilm aus Amerika ist einer der Höhepunkte der Festivalsektion "Das Frauenbild im Sozialismus und danach".
In Cottbus werden in dieser Filmreihe auch DEFA Filme von Helke Misselwitz gezeigt. Die Berliner Regisseurin trifft im Kino Weltspiegel die Autorin und Filmspezialistin Cornelia Klauß, die ein Buch über DDR-Regisseurinnen geschrieben hat. Die Filme von Helke Misselwitz beschäftigen sich oft mit der Gleichstellung der Frau in der DDR.
Helke Misselwitz, Regisseurin
"Rein gesetzlich war es gelöst, aber wie kann man tausende Jahre von Patriarchat lösen, innerhalb von … wie lange hat die DDR existiert, 40 Jahre. Es wurde ja schon Anfang an behauptet das jetzt alles in Butter ist."
Im Film "35 Fotos. Familienalbum einer jungen Frau" von Helke Misselwitz erzählt eine 35-jährige ihr Leben als Ehefrau und Mutter. Sie gibt ihren Beruf als Tontechnikerin für die Familie auf. Danach ist sie nicht mehr selbstbestimmt.
"Man passt sich an, man passt sich so lange an, bis man also selbst alleine ist, nichts mehr ist."
Helke Misselwitz, Regisseurin
"Ich werde diesen Satz nie vergessen als sie sagt man passt sich an, man passt sich…. so lange an bis man selbst nicht mehr ist, und das stand ja nicht nur für das Leben der Frauen, sondern dass stand ja eigentlich für Menschen in der DDR auch, diese Anpassung."
Deshalb wird der Film, der eigentlich für die Feiern zu "35 Jahre DDR" produziert wurde, erst über zwei Jahre später vom Kulturministerium freigegeben.
Der Film "Alle meine Mädchen" ist eine Wiederentdeckung auf dem Filmfest Cottbus. Er zeigt zwar das propagierte Bild der fleißigen Arbeiterin in der DDR. Aber er erzählt auch vom Widerstand einer eingeschworenen Frauenbrigade. Die Gruppe soll auseinandergerissen werden.
"Nie wird mit uns darüber geredet. Ihr beschließt und wir springen, nee aber nicht mehr mit mir."
Cornelia Klauß, Autorin und Filmregisseurin
"Das ist ein sehr schöner Gedanke, dass die Frauen, wenn sie zusammenhalten, dann auch was erreichen und das hatte damals auch dem Film war der Grund für den Erfolg, weil das eben so etwas beflügelt hat, von so einer kleinen Revolte und das man sich auch wehren kann."
Von einer neuen Frauengeneration in den 90er Jahren - nach dem Sozialismus - erzählt der georgische Spielfilm "Die langen hellen Tagen". Die jungen Frauen versuchen während der sozialen und politischen Umbrüche sich selbst zu finden.
"Willst du mich heiraten?"
- "Was?"
"Ich frage dich ernsthaft, lass uns das ein für alle Mal klären. Denk darüber nach, ich gebe dir zwei Wochen."
- "Worüber soll ich nachdenken? Ich hab‘ genug darüber nachgedacht. Die Antwort ist NEIN!"
Die Frauen verweigern die alten Rollenbilder, wollen allein leben und ihren eigenen Weg gehen. Alle Filme haben eines gemeinsam.
Helke Misselwitz, Regisseurin
"Es ist ein anderer Blick, weil Frauen aus bestimmten Gründen andere Erfahrungen machen als Männer nach wie vor, egal ob sie Männer oder Frauen porträtieren oder Kinder ich denke sie haben einen anderen Blick, eine andere Perspektive aufs Leben."
Jenseits aller Grenzen und Systeme – das zeigen diese Filme - ist es bis zur Gleichberechtigung von Frauen noch ein langer Weg.
Autorin: Margarete Kreuzer