Kontraste vom 15.12.2022

Kontraste vom 15.12.2022

+++ Anschläge auf Synagogen – Ex-Rockerboss im Iran unter Verdacht, Drahtzieher zu sein +++ Ein Jahr Lauterbach - Revolution oder Revolutiönchen? +++ Fragwürdige Traumatherapie: Unwissenschaftliche Methode an Hochschule +++ Moderation: Eva-Maria Lemke

Beitrag vom 15.12.2022

Anschläge auf Synagogen - Ex-Rockerboss im Iran unter Verdacht, Drahtzieher zu sein

Mitte November finden in Nordrhein-Westfalen gleich zwei Anschläge auf Synagogen statt. Doch wer steckt dahinter? Die Suche nach den Tätern führt an den Dortmunder Stadtrand, ins Mönchengladbacher Rocker-Milieu - aber auch bis in den Iran. Ein wegen Mordes international gesuchter Rocker-Boss soll aus dem Iran heraus ein Operationskommando der Revolutionsgarden in Deutschland steuern, so der Verdacht. Wir sprechen hier von "Staatsterrorismus", erklärt ein Ermittler gegenüber Kontraste. Auch den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, könnte das Kommando im Visier gehabt haben. Nun werden die Forderungen immer lauter, die Revolutionsgarden in der EU als terroristische Vereinigung einzustufen.

Weitere Beiträge vom 15.12.2022

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Bild: dpa
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Ein Jahr Lauterbach - Revolution oder Revolutiönchen?

Die Gesundheit brennt, viele Kliniken stehen vor dem Kollaps – und alle schauen auf den einstigen Hoffnungsträger: Karl Lauterbach. Geht er die Probleme richtig an? Anfang des Jahres war der von der Twitter-Community ins Amt gelobte Gesundheitsminister noch der beliebteste Politiker. Doch die Gunst schwindet: So manche Regierungskollegen wirken genervt vom ewig twitternden Corona-Mahner, in seinem Ministerium rumort es - und selbst Ärzte und Pflegekräfte fühlen sich zunehmend im Stich gelassen. Kürzlich hat FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki gar gepoltert, Lauterbach bleibe nicht bis zum Schluss im Amt. All das scheint den Wissenschaftler kaum zu beirren. Er macht ein Gesetz nach dem anderen, eine Verordnung nach der nächsten. Nun hat er gar eine Revolution für die Kliniklandschaft angekündigt, drunter macht er es nicht. Aber auch hieran nimmt die Kritik zu: Mehr Revolutiönchen statt Revolution?

Franz Ruppert auf einer Demonstration in München. Bild: www.AlexanderPohl.photography / www.imago-images.de
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Fragwürdige Traumatherapie - Unwissenschaftliche Methode an Hochschule

Der Münchener Professor Franz Ruppert behauptet, dass ein Großteil der Menschheit früh traumatisiert wurde – das aber vergessen habe. Ruppert will eine Methode entwickelt haben, um die Erinnerungen zurückzuholen. Wissenschaftlich anerkannt ist sie nicht. Mittels so genannter Anliegen-Aufstellungen zeigt er seinen Patientinnen und Patienten die angeblich vergessenen Ereignisse. Sogar Traumatisierungen, die vor der Geburt stattgefunden hätten, könne er so aufdecken. Kontraste-Recherchen zeigen: Auffällig häufig ist das Ergebnis von Rupperts Methode, dass die Patienten sexuelle Gewalt durch ihre Familie erlitten hätten. Fragwürdige Anschuldigungen, die ganze Familien zerstören können.

Dokumentation vom 22.09.2022

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Kontraste Archiv (Quelle: rbb)
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Über den Tag hinaus

Ausgewählte Beiträge des ARD-Politikmagazins Kontraste mit zeitgeschichtlicher Bedeutung.

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  • Moderatorin Eva-Maria Lemke im neuen Studio © rbb/Claudius Pflug
    rbb/Claudius Pflug

    Kontraste vom 14.03.2024

    +++ Showdown in Münster: "AfD gegen Bundesrepublik Deutschland" +++ Geplante Freigabe: Steuert Deutschland ins Cannabis-Chaos? +++ Moderation Eva-Maria Lemke

    Bild: dpa
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    Showdown in Münster - "AfD gegen die Bundesrepublik Deutschland"

    Das Bundesamt für Verfassungsschutz hegt einen schlimmen Verdacht: Ist die AfD rechtsextrem? Vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster kommt es diese Woche zum Showdown zwischen AfD und Bundesamt. Das Urteil wird eigentlich für diesen Mittwoch erwartet, doch Prozessbeobachter meinen, eine Verschleppungstaktik der AfD-Anwälte zu erkennen, zudem entwickelt sich der Prozess zu einer Materialschlacht mit tausenden Seiten Gutachten.

    Viel hängt vom Urteil der Richter ab: Darf der Verfassungsschutz die AfD als Partei nachrichtendienstlich beobachten? Wird die AfD nach einem für sie negativen Urteil womöglich als "gesichert rechtsextrem" eingestuft – ausgerechnet im Jahr von drei Landtagswahlen und der Europawahl, in denen sich die Partei gute Chancen ausrechnen darf? Steht am Ende ein AfD-Verbot?

    Der Verfassungsschutz sammelt seit Jahren Material über die Partei. Zentrale Punkte für den Extremismus-Verdacht des Inlandsgeheimdienstes: "Völkischer Nationalismus", "Verletzung der Menschenwürde" oder "Umsturzfantasien" – und eben nicht mehr nur bei Björn Höcke, sondern auch bei anderen entscheidenden Personen der Partei, wie Kontraste-Recherchen zeigen. Hinzu kommt: Die Verbindungen der Partei zu dem als erwiesen extremistisch eingestuften Magazin "Compact" sind offenbar enger als bislang bekannt.

    Beitrag von Andrea Becker, Silvio Duwe, Chris Humbs und Markus Pohl

    Björn Höcke, Vorsitzender der AfD in Thüringen spricht bei einer Kundgebung gegen die Energiepolitik der Bundesregierung und gegen Coronamaßnahmen. Bild: Bodo Schachow/dpa
    dpa/Bodo Schackow

    AfD prüft juristische Schritte gegen "Compact"-Magazin

    Das rechtsextreme "Compact"-Magazin will die AfD im kommenden Wahlkampf unterstützen. Unter dem Titel "Die blaue Welle rollt” sind bislang zehn Veranstaltungen geplant. Bei den als "Volksfeste" beschriebenen Kundgebungen sollen auch führende AfD-Politiker auftreten. Doch nach Kontraste-Recherchen möchte die AfD damit offenbar nicht in Zusammenhang gebracht werden. Sie prüft nun juristische Schritte gegen Compact. Auch mit einem silbernen Höcke-Taler, der über Compact vertrieben wird, habe die AfD nichts zu tun, heißt es, ebenso mit einer Postkarte, die mit einem Bild von Alice Weidel wirbt.

    Beitrag von Pune Djalilevand, Silvio Duwe und Chris Humbs

    Junge Frau konsumiert Cannabis. Bild: Andy Rain/EPA
    EPA/Andy Rain

    Steuert Deutschland ins Cannabis-Chaos?

    Schon sehr bald, ab dem 1. April, sollen Anbau und Besitz von Cannabis in Deutschland unter bestimmten Umständen erlaubt sein. Für die geschätzt 4,5 Millionen erwachsenen "Kiffer" in Deutschland endet damit die Angst vor Strafverfolgung. Polizei und Justiz können sich auf die Dealer konzentrieren, so ein Gedanke hinter der neuen Regelung.

    Doch viele Bundesländer laufen dagegen Sturm, sie drohen das Cannabis-Gesetz im Bundesrat zu blockieren – aus generellen Bedenken, aber auch weil zehntausende Strafverfahren für Cannabisdelikte überprüft werden müssen – ein immenser Aufwand für die Justiz. Auch langfristig würden die Ermittlungsbehörden nicht entlastet, sagen Kritiker, denn das Gesetz sei viel zu kleinteilig. So müsste die Polizei eigentlich bei jedem öffentlich gerauchten Joint nachmessen, ob der Mindestabstand von 100 Metern zu Kitas, Schulen, Jugendzentren und Spielplätzen eingehalten worden ist.

    Eine Kontraste-Abfrage unter den Bundesländern zeigt zudem: Vielerorts ist noch völlig unklar, wer sich um die Genehmigungen und Kontrollen der Cannabisvereine kümmern soll. Deutschland zwischen der Hoffnung auf große Kiffer-Freiheit und drohendem Cannabis-Chaos.

    Beitrag von Susett Kleine und Carla Spangenberg