Brand in einem Fakultätsgebäude der Universität Charkiw nach einem russischen Raketenangriff, Foto vom ukrainischen Katastrophenschutz © Emergency Service Of Ukraine
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Kriegsalltag in Kyjiw | rbbkultur-REIHE - Nachricht von Yevgenia

Seit einer Woche greift Russland die Ukraine an. Bombenalarm in Kyjiw, Menschen schlafen in U-Bahnstationen, sie haben Angst. Wie ist die Lage? Die Schriftstellerin und Künstlerin Yevgenia Belorusets sendet jeden Tag eine Nachricht an rbbKultur, in der sie davon erzählt, wie sie den Krieg erlebt.

Charkiw. Die Stadt im Feuer neben uns. Friedliche Menschen unter unglaublichen, unerträglichen und unvorstellbaren Gefahren. Gefangen in einer Stadt, die sie sogar jetzt kaum verlassen können.

Heute habe ich mit meinen Bekannten aus dem Osten der Ukraine gesprochen. Es sind die jungen Aktivistinnen und Aktivisten, die die Menschen im Osten gerettet haben während des Krieges. Schon seit 2014. Dann wurden sie zu Menschenrechtler:innen. Ich sprach mit ihnen zum ersten Mal seit Beginn des Krieges und habe erfahren, dass sie gerade jetzt versuchen, die Menschen aus Charkiw rauszukriegen. Sie alle haben eine Rettungskette organisiert: Die Familie setzt sich in ein Auto und fährt zu der bestimmten Station. Dort steigt sie in ein anderes Auto um. Und so geht es weiter - bis zur ukrainischen Grenze.

Meine Freundin erzählte mir von diesen Autoreisen und ich konnte nicht glauben, dass jemand genau jetzt, unter ständiger Beschussgefahr, unendlich hin und her fährt, um einzelne Menschen aus diesem Feuer zu retten.

Kyjiw liegt in Nebel. Kein Luftalarm mehr und ich denke, ich werde sogar einschlafen können. Aber irgendwie will ich nicht schlafen. Ich bin sehr munter. Ich denke an alle, die gerade kämpfen um diese Zeit. Die versuchen, etwas zu ändern. Die versuchen, andere zu retten. Anderen zu helfen.

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