Kreschatikstraße mit dem Stadtrat von Kyjiw; © Yevgenia Belorusets
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Kriegsalltag in Kyjiw | rbbkultur-REIHE - Nachricht von Yevgenia: Severodonetsk

Die ukrainische Schriftstellerin und Künstlerin Yevgenia Belorusets sendet jeden Tag eine Nachricht aus Kyjiw an rbb Kultur, in der sie davon erzählt, wie sie den Krieg erlebt.

Aus den Nachrichten erfahre ich, dass Sjewjerodonezk in Oblast Luhansk in der Ukraine sehr intensiv beschossen wird. Es ist eine besondere Stadt. Es ist eine Stadt, die sehr viele Binnenflüchtlinge aus den anderen Städten im Donbass aufgenommen hat. Es gab dort Hotels, unabhängige Kunstzentren, kleine Initiativen, wohin Künstler aus Kyjiw kamen, um ihre Kunstarbeiten über die Ostukraine zu machen.

Es war eine Stadt, die nach dem Krieg 2014 ein zweites Leben bekommen hat. Sehr vieles, was beschädigt wurde, wurde erneut aufgebaut. Die Menschen waren glücklich. Ich war dort sehr oft. Während meiner fotografischen Reisen im Donbass habe ich sehr oft in Sjewjerodonezk Zeit verbracht. Ich ging in Cafés und sah immer wieder lachende Menschen. Die Cafés waren voll. Ich kann es mir nicht vorstellen: Wo sind diese Menschen jetzt?

Die Menschen, die aus den besetzen Gebieten Luhansk und Donezk weitergezogen sind, erreichten Sjewjerodonezk mit der Hoffnung, dass es ihr zu Hause bleiben wird. Dass sie wenigstens etwas gefunden haben, das nicht weit von ihrer früheren Heimat ist und wo sie ihr Leben weiter aufbauen könnten. Sie haben dort neu begonnen und jetzt müssen sie entweder weiterfliehen oder … Ich weiß nicht: Was ist dieses "oder"?

Ich höre, dass eine Frau nach ihrem Kind sucht, das irgendwo unter einem eingestürzten Balken eines Hauses vielleicht noch lebt, weil es im Keller war. Sie können es nicht finden und wegen der Beschlüsse kann man sich diesem Haus nicht nähern und die riesigen Steinstücke wegnehmen, um zu schauen, ob das Kind vielleicht noch am Leben ist.

Das passiert jetzt. Das passiert heute vor unseren Augen. Das ist der heutige Tag.

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