Jan Vogler: Pop Songs © Sony
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Album der Woche | 09.05. - 15.05.2022 - Jan Vogler: "Pop Songs"

Der Cellist Jan Vogler war schon immer umtriebig. Ihn interessieren keine ausgetretenen Pfade, sondern das, was es noch nicht gibt. Für sein neuestes Album hat er berühmte Arien und Songs für Cello arrangiert und mit dem BBC Philharmonic Orchestra eingespielt. Unter dem Titel "Popsongs" ist eine Platte entstanden, die Grenzen aufhebt und vertraute Lieblingsmusik in einem neuen Soundgewand zeigt.

Kurz und prägnant muss er sein, der Popsong, und einem Gefühle in kürzester Zeit vermitteln. Das Kondensat einer bestimmten Empfindung, ein Schlaglicht. Bereits bei Monteverdi gab es Popsongs, überhaupt in der Oper, der wohl wichtigsten Keimzelle für Ohrwürmer aller Art. Hier sind Jahrhundertarien entstanden, die letztlich nach demselben Prinzip funktionieren wie ein Song von den Beatles oder von Michael Jackson. Man kennt sie und singt sie mit, ob im Konzertsaal, auf der Straße oder unter der Dusche.

Kindheit mit Oper

Für Jan Vogler war die Oper eine Initialzündung. Schon als Junge kam er mit berühmten Arien in Berührung, dank seines Vaters, der im Orchester der Komischen Oper angestellt war. Am liebsten wollte er diese Arien auf dem Cello spielen, doch auch Songs der Beatles, von Frank Sinatra oder Gary Moore reizten den Cellisten für einen Pop-Exkurs. So reifte über viele Jahre die Idee, eine "größere" Geschichte zu erzählen: Die Geschichte des Popsongs, von Monteverdi bis Michael Jackson.

Das Cello bekannter machen

Vogler will neben der eigenen Beschäftigung mit dem Thema Pop aber auch sein Instrument bekannter machen. Denn das ist mitnichten jedem vertraut. Oft, erzählt er, werde er im Flugzeug angesprochen, was denn da in dem Kasten drin sei. Und wenn dann jemand "Cello" sagt, sei er schon froh. Ein paar populäre Nummern, auf dem Cello gespielt, können also nicht schaden, weder im Radio, noch auf CD oder Spotify.

Kongeniale Partner Wellber und BBC Philharmonics

In die Tat umgesetzt wurde Voglers Vision schließlich mit dem Pop-erprobten BBC Orchestra und Dirigent Omer Meir Wellber. Beide Parteien bewegen sich traumwandlerisch zwischen Barock, der Hochklassik und, eben, dem Pop des 20. Jahrhunderts, immer bestrebt, das originelle, markante an den einzelnen Arien bzw. Songs herauszuarbeiten. Da bei haben sich Solist und Orchester durchaus kleine Gimmicks ausgedacht. Für die Kenner gibt es versteckte Anspielungen, für die Neuentdecker eine schlüssige Playlist. Was dabei einmal mehr deutlich wird: Es gibt keine U- und E-Musik. Es gibt nur gute und schlechte Musik. Voglers Popsongs zählen zweifelsohne zur guten.

Fanny Tanck, rbbKultur