documenta fifteen | 18.6. - 25.9.2022 - Andere Spielregeln bei der documenta und ein Skandal

Die documenta gilt als der wichtigste Gradmesser der Kunst weltweit. Erstmals seit ihren Anfängen 1955 wird die "Weltkunstausstellung" in diesem Jahr von einer Gruppe verantwortet: der Künstler:innengruppe Ruangrupa aus Indonesien. Dass sie vieles anders machen würden, zeichnete sich schon lange ab. Aber es gab auch schon lange Antisemitismus-Vorwürfe. Berichte und Interviews zur diesjährigen Kunstschau. Unsere Webdoku beleuchtet Nazi-Verstrickungen, Politik und Skandale der documenta seit 1955.

Aktuell

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rbbKultur - Das Magazin | 18.06.2022 - Vorwürfe lange vor Eröffnung der documenta

Seit Monaten tobt ein heftiger Streit um die Documenta, die weltgrößte Kunstausstellung, die diesen Samstag eröffnet. Es geht um das indonesische Kuratorenkollektiv "Ruangrupa" und verschiedene eingeladene Künstlergruppen, denen Antisemitismus oder BDS-Nähe nachgesagt wird, also eine Nähe zu jener Bewegung, die einen Boykott israelischer Produkte und Künstler fordert und als antisemitisch gilt.

Jungfernfahrt der citizenship © Martina Pozzan
Martina Pozzan
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rbbKultur - Das Magazin - Auf dem Weg zur Documenta

Am 2. Juni legte in Berlin das "Citizenship", ein umgedrehtes Dach einer Lagerhalle ab, das über Spree, Havel, Mittellandkanal und Weser nach Kassel unterwegs ist. Wir haben das Schiff einen Tag lang auf seiner Reise begleitet, mit den Initiatoren des "Zentrums für Kunst und Urbanistik" gesprochen und sie natürlich nach ihrer Meinung zum documenta-Streit gefragt.

Webdoku

Webdoku | 1955 bis heute - Die documenta: Politik und Skandale

Seit der ersten documenta 1955 sorgt jede der alle vier bis fünf Jahre stattfindenden Kunst-Schauen für Diskussionen, Protestaktionen und teils auch Skandale. Angefangen von der NS-Vergangenheit wichtiger documenta-Mitarbeiter, die erst jetzt - Jahrzehnte nach Kriegsende - in großem Umfang deutlich wird. Auf der d6 wird die DDR-Kunst zum Zankapfel. Die Guerilla Girls protestieren, denn Künstlerinnen sind stark unterrepräsentiert - bis heute. Ai Weiwei lässt 2007 zur documenta 1.001 chinesische Landsleute einfliegen. Und die d14 bescherte zuletzt ein Millionen-Defizit. Scrollen Sie sich durch diese Themen in unserer Webdoku.

Podcast

Kunst und Politik © rbb
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rbbKultur Kunst und Politik

Der Staat hat die Kunst immer wieder benutzt, um Politik oder auch Geld zu machen. Künstler, die das staatliche Image gefährdeten, verschwanden auch im Nachkriegsdeutschland in der Schublade. Andere, die das staatliche Selbstverständnis stützten, landeten im Kanzleramt. Zeitgenössische Künstler im Osten sollen sich in ihrer Formensprache klar gegen den Westen abgrenzen. Der Staat selbst aber enteignet Kunstwerke und verkauft sie in den Westen. Auch im Westen prägt die politische Agenda die Kunst, alles Ungegenständliche ist gut, alles Figürliche verdächtig. Im wiedervereinigten Deutschland ist der Staat heute von der Raubkunst bis zum Humboldt Forum damit betraut, dem Unrecht der Vergangenheit zu begegnen und einvernehmliche Lösungen zu finden.

Alle Folgen

Kunst und Politik | documenta I © rbb
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Kunst und Politik – von documenta bis Restitution - documenta I: Imagewechsel

Kassel an der innerdeutschen Grenze macht die Ausstellung für die junge Bundesrepublik interessant, um sich gegen die neue DDR abzugrenzen. Bundespräsident Theodor Heuss glaubt an moderne Kunst als Ausdruck der Freiheit und wird Schirmherr. Arnold Bode, Gründer der documenta, holt Werner Haftmann als Kunsthistoriker an Bord. Haftmann streicht aus seiner Biografie seine frühere SA-Mitgliedschaft und stilisiert Emil Nolde zum Opfer der Nationalsozialisten. Um den Blick nicht zu genau auf die NS-Verbrechen zu lenken, zeigt die documenta I keine Werke deutscher jüdischer Künstler:innen, die in Konzentrationslagern ermordet wurden.

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Kunst und Politik | Der real existierende Kapitalismus © rbb
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Kunst und Politik – von documenta bis Restitution - Der real existierende Kapitalismus

Als „Befragung der Realität“ präsentiert Harald Szeemann 1972 die documenta 5. Zu sehen ist eine sehr männliche Wirklichkeit. Jahrzehnte dauert es bis Künstlerinnen wie Hanne Darboven, Valie Export oder Miriam Cahn tatsächlich die Hälfte des Kunstmarktes ausmachen. Hoppla: Tun sie das wirklich? „Kunst ist die Schwester der Politik“, meint Klaus Staeck. Aber ist es geschwisterlich, wenn CDU-Politiker Jenninger im Jahr 1976 Staecks Plakatkunst zerreißt? Der „Bonner Bildersturm“ macht Kunstgeschichte und hilft mit, Kunstschaffende wie KP Brehmer oder Joseph Beuys als gesellschaftskritische Intellektuelle zu positionieren.

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Kunst und Politik | Propaganda braucht Profis © rbb
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Kunst und Politik – von documenta bis Restitution - Propaganda braucht Profis

In der DDR ist die Kunst Repräsentantin des Staates und seiner Ideen. Walter Ulbricht ruft auf, die Höhen der Kultur zu stürmen. In der Kunstausbildung setzt man auf handwerkliches Können. Der ostdeutsche Staat wirbt damit, sich besser um seine Künstler:innen zu kümmern als der Westen. Andererseits werden Sammlerbestände enteignet und im Westen zu Geld gemacht. Die Kunstausstellung der DDR hat immense Besucherzahlen. Künstler:innen entwickeln eine eigene Formensprache, so wird es möglich anhand von Kunst unerkannt über Politik zu reden.

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Kunst und Politik | Erlös oder Erlösung © rbb
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Kunst und Politik – von documenta bis Restitution - Erlös oder Erlösung?

Als größter deutscher Kunstskandal gilt der „Schwabinger Kunstfund“ von 2012. Ein Nazischatz von einer Milliarde Euro wurde phantasiert. Die Zahl schmolz, die von den Behörden angekündigte große Restitution blieb aus. Handelt es sich dabei ohne Zweifel um Kunst, generiert das Berliner Humboldtforum eine andere Herausforderung: Bereits die Einordnung der Relikte als Kunstobjekte setzt die kolonialen Verbrechen des Deutschen Reiches fort. Der Staat muss Lösungen für das Unrecht der Vergangenheit finden.

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