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Historischer Thriller - "Amsterdam"

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In Filmen wie "Flirting with Desaster", "Silver Linings" oder "American Hustle" hat der amerikanische Regisseur David O. Russell immer wieder ein Herz für versponnene Außenseiter bewiesen und für ihre eigenwillige Art, die Welt zu sehen und kleine Revolutionen anzuzetteln. Für sein neuestes Werk "Amsterdam" hat er auch wieder ein eindrucksvolles Ensemble zusammengetrommelt - darunter Christian Bale, Margot Robbie und Robert De Niro.

"Amsterdam" von David O. Russell © 20th Century Studios
Bild: 20th Century Studios

Es beginnt 1933, in New York, mit der Leiche eines alten Mannes, die in einer Bretterkiste aufgebahrt ist. Der schwarzafrikanische Harold fürchtet schlimmste Konsequenzen: "Du hast 'nen toten Weißen in 'ner Bretterkiste, nicht mal ‘n Sarg, nicht mal 'ne Deckel! In 'ner Kiste aus altem Holz!"

Doch sein weißer Freund Burt wiegelt ab: "Tu' mir einen Gefallen - versuch' optimistisch zu sein!“

Optimismus und Humor in dunklen Zeiten

Optimistisch sein, auch unter den schwierigsten Umständen, das ist das Credo aller Helden in den Filmen von David O. Russell. Optimismus, Humor und Slapstick, Freundschaft und Lebensfreude - das sind nun auch die Waffen des Trios im Zentrum von "Amsterdam".

Eine erste Rückblende führt in die titelgebende Stadt, in der sich nach dem Ersten Weltkrieg die Krankenschwester Valerie (Margot Robbie) und die beiden Kriegsveteranen Burt (Christian Bale) und Harold (Denzel Washingtons Sohn John David Washington) begegnen: "Wir haben einen Pakt geschlossen, uns gegenseitig zu beschützen - egal, was passiert!"

Vom Murder-Mystery zum großangelegten Komplott

Nur leider ist das fröhliche Nachkriegs-Bohème-Leben in Europa ist nicht von Dauer. Burt und Harold kehren nach New York zurück, wo sie den Kriegsversehrten, für die sich niemand sonst interessiert, mit rechtlichem Beistand, erfinderischen Prothesen und neuartigen Medikamenten zur Seite stehen. Jeder auf seine Art verwandeln sie das Leid in Kunst: Während Valerie filigrane Skulpturen aus dem Metall zusammensetzt, das sie aus ihren Patienten rausholt, erschafft Bert Prothesen, die die Narben und Löcher des Krieges verschönern.

In der gemeinsamen Arzt- und Anwaltspraxis von Bert und Harold sucht die Tochter des toten Generals in der Holzkiste Unterstützung, sie hegt Zweifel am natürlichen Tod ihres Vaters und bittet um eine heimliche Obduktion. Bald darauf stirbt auch sie unter einem fahrenden Auto und Burt und Harold stehen unter Mordverdacht.

So beginnt "Amsterdam" als kleines Murder Mystery, um dann alsbald in einem dicht gewebten Netz aus Rückblenden und Figurenkonstellationen ein historisches Komplott aufzudecken und zu verhindern.

"Amsterdam" von David O. Russell © 20th Century Studios
Bild: 20th Century Studios

Fiktive Figuren in historischem Setting

In der Tat hat David O. Russell seine fiktiven Figuren in ein historisches Szenario gesetzt: Unter dem Begriff "Wall Street Putsch" hatten sich 1933 in New York mächtige Unternehmer verbündet, um die Regierung von Präsident Roosevelt zu stürzen und durch einen faschistischen Diktator im Stil von Hitler und Mussolini zu ersetzen. Angesichts des weltweiten Erstarkens von Rassismus und Diskriminierung, von weißen Suprematisten und beinahe faschistischen Rechtskonservativem sind die Themen des Films längst nicht so historisch wie man sich das wünschen würde.

"Amsterdam" von David O. Russell © 20th Century Studios
Bild: 20th Century Studios

Dem Ernst der Lage begegnet Russell mit viel Witz und Verve, mit einer überbordenden Lust an Ausstattung und Kostümen, mit eleganten Kamerafahrten von Emmanuel Lubezki und mit der geballten Starpower eines beeindruckenden Ensembles, in dem noch die kleinsten Nebenrollen schillern - beispielsweise Robert De Niro, der eine winzige Schlüsselrolle mit dem Schwergewicht seiner gesamten Karriere füllt.

Die langen sieben Jahre, die seit Russells letztem Film "Joy - Alles außer gewöhnlich" vergangen sind, hat der Drehbuchautor und Regisseur offensichtlich genutzt, um seine Geschichte bis ins letzte Zahnrädchen zu ertüfteln.

 

Anke Sterneborg, rbbKultur

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