- Spielfilm "Die stillen Trabanten" mit Martina Gedeck
Es sind die ganz normalen Leute am Rand der Großstadt, von denen der neue Kinofilm "Die stillen Trabanten" meisterlich erzählt: der Imbissbesitzer, der Wachmann, die Putzfrau - alle auf der Suche nach Nähe. Stars des deutschen Kinos wie Albrecht Schuch und Martina Gedeck verkörpern die Figuren, die Regisseur Thomas Stuber aus dem Erzählband "Die stillen Trabanten" von Clemens Meyer fürs Kino adaptiert hat.
Martina Gedeck, Schauspielerin
"Das Geheimnis ist natürlich immer anziehend. Und wenn man einem Menschen begegnet, von dem man noch nicht soviel weiß, dann interessiert er einen. Dass ist auch das Prinzip von Figuren. Je mehr da zu entdecken bleibt, desto spannender ist es eigentlich."
Diese Frau hat ein Geheimnis, eines von dem sie selbst noch nichts weiß. So beginnt die Geschichte. Martina Gedeck als Unscheinbare, eine Reinigungskraft auf dem Leipziger Bahnhof.
Martina Gedeck, Schauspielerin
"Diese Christa, die ich spiele, leidet ja sehr unter der Art, wie mit ihr umgegangen wird. So begegnen wie ihr ja am Beginn, angefüllt bis obenhin mit Wut, weil sie gedemütigt wird vom Vorgesetzten."
Filmausschnitt, "Die stillen Trabanten", Regie: Thomas Stuber
"Sie arbeiten wohl bei der Bahn?"
- "Wieso?"
Christa trifft Birgitt, eine Friseurin, gespielt von Nastassja Kinski.
"Jaja schon gut."
- "Entschuldigen Sie, ich wollt nicht…"
"Ach."
- "Steht Ihnen aber!"
"Ich zieh’ die sonst immer aus."
Martina Gedeck, Schauspielerin
"Die Szenen, die wir spielen, zu zweit, in einer leeren Banhofskneipe, an der Bar - das ist ein ganz intimer spezieller Ort. Es gibt nichts, was das ganze irgendwie aufmotzt, es ist wie bei Edward Hopper, es ist die Bar, es ist die Kneipe, es ist die andere Frau, es dieses Licht, es ist diese Einsamkeit, es ist dieser Ort."
Filmausschnitt, "Die stillen Trabanten", Regie: Thomas Stuber
"Bist du eigentlich verheiratet?"
- "War ich, zwei Mal."
"Dann hast du ja bestimmt auch Kinder."
- "Nein. Und du?"
"Eine Tochter?"
- "Hat sie schon Kinder?"
"Nein. Aber sie arbeiten dran. Sie ist 33. Ich war auch eine späte Mutter."
- "Gute Ehe?"
"Meine Ehe - das ist lange her."
Martina Gedeck, Schauspielerin
"Ich bin immer sehr dafür, dass man Geschichten erzählt über unsere Zeit und über das, was die Menschen hierzulande umtreibt und beschäftigt. Ich finde es großartig, dass ein Film gemacht wurde, über Einsamkeit und darüber, wie Menschen vergessen werden und ihnen dann plötzlich so etwas wie ein Glück begegnet. Und was das alles mit ihnen macht. Und hier haben wir drei Menschen, die auf das Fremde, auf das Andere zugehen, auf das, mit dem sie nie gerechnet hätten, dass es sie jemals interessieren könnte. Der Wachmann geht zur Geflüchteten, der Kioskbesitzer, von dem man denkt, der ist konservativ, geht zu einer anderen Glaubensrichtung und ich bewege mich zu einer Frau."
Martina Gedeck, Schauspielerin
"Filme, wie dieser werden weniger gemacht. Das traut man sich nicht mehr. Man sagt, wir brauchen einen 100-prozentigen Publikumserfolg. Und auf das wird gesetzt. Ich sehe das nicht so. Es bewegt etwas in den Köpfen, wenn man solche Filme sieht. Es ist bewegt uns und es bewegt viele Menschen. Na gut, was rede ich da."
Der Film "Die stillen Trabanten" ist ein Wunder. Er erzählt nicht vom Trubel der Großstadt, sondern von deren Geheimnissen. Keiner der einsamen Nachtwandler findet eine Lösung, aber den Ort seiner Sehnsucht.
Autor: Lutz Pehnert