-
Ein Mikrofon, eine gute Geschichte und ein Publikum mit Lust auf Lachen. Stand-Up-Comedy war in Deutschland noch kein Begriff, als Thomas Hermanns vor 30 Jahren den "Quatsch Comedy Club" gründete - und damit diese Art von Humor nach Deutschland brachte.
Thomas Hermanns nennt sich selbst bescheiden und selbstironisch "Die Chefin des Quatsch Comedy Club". Dabei ist er längst eine Legende der deutschen Comedy Szene - einer Szene, die es zu den Anfängen 1992 noch gar nicht gibt.
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Also was man sich heute nicht mehr vorstellen kann, ist, dass es wirklich den Begriff Comedy gar nicht gab 1992. Das können sich ja junge Leute nicht vorstellen. Es gab nur Kabarett, 90-minütige Solo-Abende oder es gab Kleinkunst, wo alle mögliche Sachen waren, vom Chanson bis zur Zauberer und so und ich musste wirklich die Performer erst mal überreden, überhaupt in diese Form reinzugehen. Was hieß: also zehn Minuten. Reiner Wortbeitrag. Und sich Comedian zu nennen."
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Also was irre war, das kann man sich heute auch nicht mehr vorstellen. Die Deutschen hatten das Gefühl, wenn sie lachen, dann müssen sie aus einem höheren Sinn pädagogisch lachen. Also Satire und Kabarett war so, wenn ich da jetzt über den Kanzler lache oder so was, dann habe ich ja quasi einen Auftrag erfüllt. Die Leute haben ihren Alltag nicht ernst genommen. Die waren also fassungslos, dass wir Sachen erzählt haben aus dem Supermarkt, aus dem Bus, aus dem Flieger. Und alles, was wir erzählten. Die stupsen sich ja immer so an einen Comedy Club und sagen Ja, das ist ja bei uns so."
Ausschnitt, Eckhart von Hirschhausen auf Bühne
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Also beim ersten Abend hatten wir 60 tapfere Zuschauer in diesem Keller. Auf der Bühne waren sechs Leute, die ich quasi bequatscht hatte, da mitzumachen. Wen man heute noch kennt, Wigald Boning war schon in der ersten Show dabei. Und in der zweiten Show war dann schon Olli Dittrich, als Dittsche zum Ersten Mal mit der Rolle auf der Bühne in dem Bademantel, den er heute noch trägt, und das war wirklich so die Geburt einer Legende."
Ausschnitt, Olli Ditsche auf Bühne
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Und beim Anfang in Hamburg war das wirklich noch so ein kleiner, verschworener Kreis, weil man so ein Terrain zusammen neu betreten hat. Und das hatte natürlich auch eine gewisse Unschuld, eine gewisse Naivität, einen gewissen Rock’n'Roll. Und das Publikum hatte auch noch so das Gefühl, sie gehen zu so einer Etwas Insider Veranstaltung. Es wurde immer so weitererzählt da ist Quatsch, da ist Stand up Comedy. Es war noch keine Industrie. Aber wir merkten schon, die Leute kommen immer mehr und es hat immer mehr Sichtbarkeit."
Die neue Comedy Gruppe ist unerfahren, aber dafür jung, wild und witzig. Schon ein Jahr nach ihrem ersten Auftritt bekommt der Club eine eigene Fernsehshow: beim Bezahlsender Premiere.
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Wir stellten die Leute einfach vor ein großes Q und sagten Jetzt macht mal! Vor so 20 Zuschauern im Saal. Und da haben wir quasi Fernsehen gelernt, bevor es nach München ging zu Pro7."
Ausschnitt, Ingo Appelt auf Bühne
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Also mein Ansatz war ja auch immer, dass es gut aussehen sollte. Ich habe ja immer gesagt, ich will weg von diesem schwarzen Moll Ton, wie so Kleinkunst präsentiert wird. Ich habe gesagt, Ihr seid jetzt Rockstars, Das heißt, das muss schon amtlich aussehen. Wir hatten schon SteadyCams, wir hatten schon große Kräne, die da durchs Studios saus."
Schnell wird aus dem kleinen Quatsch Comedy Club ein Medien- und Comedy-Unternehmen. Und aus den anfangs belächelten Comedians werden Pop-Stars.
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Ja die Comedy Welt wurde auf einmal eine Industrie und das merkte man, als der erste Comedy Preis dann verliehen wurde. Und vorher war das immer einzelne Menschen, die mit so einem Köfferchen ankamen und auf einmal hatten die Entourage, Managements. Dadurch wurde es natürlich auch Business. Und dann kam auch so eine Phase, wo jeder dachte, er wird jetzt Millionär."
Comedy wird glamourös, trotzdem bleibt der Quatsch Comedy Club auch seinen Anfängen treu: der Bühnen-Show. 2002 zieht er dafür nach Berlin in den Keller des Friedrich-Stadt-Palast.
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Ich muss sagen, die Berliner haben uns sofort aufgenommen, in die Arme genommen und gesagt Ja, Humor können wir eh besser als die Hamburger. Ja, inzwischen ist Berlin wirklich so toll, weil diese ganzen Open Mike Bühnen überall aufgemacht. Du kannst also wirklich wie in New York oder in London überall in der Stadt Stand up Comedy sehen, auf jedem Level. Und das Tollste jetzt ist, dass die ganz jungen Comedians eigentlich wieder die ganz klassische Form wollen. Also eigentlich das, womit wir angefangen haben. Brick Wall. Ein Mikro."
Ausschnitt, Osan Yaran auf Bühne
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Also meine Kinder und Enkel, die kennen jetzt auch all die Fachbegriffe und sagen wir mal der Return Gag und der Set up und lacht, weil das haben wir alles gar nicht gewusst, wie das heißt. Wir haben es halt irgendwie gemacht."
Ausschnitt, Thomas Hermanns auf Bühne
Thomas Hermanns, Gründer QCC
"Und das ist schon toll, die ganze Sache, das also A Stand up Comedy oder Comedy inzwischen Beruf ist. Also man kann beim Arbeitsamt sagen, das möchte man werden. Und die Beauftragte weiß dann, was das ist und dass es inzwischen so viel gibt in jeglicher Couleur. Insofern müssen die Leute einfach nur hier hinkommen, sowohl auf die Bühne als vorne. Und dann sehen sie, was wieder alles blüht auf dem Acker der guten Laune."
Autor: Ufuk Cam